Keine #Rasterpsychotherapie!
Psychotherapie für Menschen nach ihren Bedürfnissen – nicht nach verkürzter Diagnose

Mit Erschrecken stellen wir fest, dass mit Hilfe des Änderungsantrags zum Gesundheitsversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz (GVWG) eine rasterorientierte Rationierung von Psychotherapie erfolgen soll. Psychotherapie (PT) zu erhalten könnte bald noch schwerer werden als bisher. Geplant ist beispielsweise einen Festlegung der Therapiestunden anhand eines Rasters, das nur die Diagnose berücksichtigt.

„Das ist holzschnittartige Psychotherapie, oberflächlich und lückenhaft“, kritisierte Munz, Präsident der BPtK. Es sei zu befürchten, dass künftig mit einem rigiden Raster festlegt werde, wie schwer Patienten erkrankt sein müssten, um eine Behandlung zu erhalten und wie viele Therapiestunden ihnen zustehen würden.

Dieses zusätzliche Raster bedeutet ein weiteres Nadelöhr. Die Hürde für Menschen, die eine Psychotherapie benötigen, erhält eine neue Qualität. Der Mensch wird sich als Diagnose verkaufen müssen, um den Behandlungsbedarf bewilligt zu bekommen. Das führt zu klarer strukturell er Stigmatisierung in der gesetzlich zugesicherten Versorgung und untergräbt das bestehende System.

Bereits aktuell werden nach unserer Erfahrung Menschen mit Krisen- oder Psychiatrieerfahrung durch festgelegte Diagnosen und an Leitlinien orientierte Behandlungsvorschriften stigmatisiert. Sie erleben automatisierte Hilfen, keine die am Einzelfall ausgerichtet sind. Diese Hilfen gehen bereits jetzt regelmäßig an den eigentlichen Bedürfnissen der Menschen vorbei und werden der komplexen Lebenswirklichkeit eines menschlichen Individuums, insbesondere in akuten Krisen, nicht gerecht. Schon die aktuellen Verordnungen haben einzig den Zweck, die Funktionalität des Einzelnen in der Gesellschaft und am Arbeitsmarkt zu reaktivieren, ohne auf eine langfristige Verbesserung der individuellen Umstände abzuzielen. Durch die angestrebten Änderungen werden sich diese Umstände noch akut verschlechtern.

Mit Blick auf die aktuelle Situation alarmiert Uwe Hauck von der Deutschen DepressionsLiga: „Gerade jetzt in der Corona-Pandemie steigt die Zahl der Menschen, die unter einer psychischen Belastung leiden. Das lässt der Minister hier offensichtlich vollkommen außer Acht. Daher besteht aus unserer Sicht dringender Handlungsbedarf. Herr Spahn, suchen Sie das Gespräch mit Expert*innen und Betroffenen!“

In hochgesteckten Zielen der „Offensive Psychischen Gesundheit“ des Gesundheitsministeriums sprach Herr Spahn im Oktober 2020 wörtlich davon „einen frühen Zugang zu Hilfe zu erleichtern.“ Diese nun geplante Gesetzesänderung vor diesem Hintergrund als „Weiterentwicklung“ zu deklarieren ist blanker Hohn. Es bestärkt jede Verunsicherung & Verärgerung über gesundheitspolitische Entscheidungen.

Es braucht barrierefreien Zugang zur Psychotherapie, mit wenig Bürokratie. Einem Zugang zu Terminen ohne monatelange Wartezeiten und dringend neue Kassensitze für Psychotherapeut*innen.

Wir bitten Sie, die Online Petition von Herrn Hauck (DDL) bei Change.org  zu unterzeichnen, um auf die Beratung des Gesundheitsausschuss des Bundestags am 9. Juni 2021 passiv Einfluss nehmen zu können.

Erfolg! Die #Rasterpsychotherapie ist abgewendet!

 

Interessengemeinschaft Psychiatrieerfahrener –
Durchblick e.V. im Mai 2021

Mit Erschrecken stellen wir fest, dass mit Hilfe des Änderungsantrags zum Gesundheitsversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz (GVWG) eine rasterorientierte Rationierung von Psychotherapie erfolgen soll. Psychotherapie (PT) zu erhalten könnte bald noch schwerer werden als bisher. Geplant ist beispielsweise einen Festlegung der Therapiestunden anhand eines Rasters, das nur die Diagnose berücksichtigt.

 


28.05.2021